Ahnen
Wenn nachts weiße Ahnen vor dem Mond tanzen
Und Teil um Teil sich verspinnt zum Ganzen,
Wenn Stille geheimnisvoll durchs Tal brummt
Und ein Würfel sich zum Ball aufpumpt,
Wenn Fuchs und Hase sich zum Kartenspiel treffen,
So feixen und den Menschen nachäffen,
Wenn kein Blatt trotz Wind sich regt
Und auf diese Weise ein Weltbild zerlegt,
Warten alle, dass schwarze Ahnen den Mond verhüllen
Und so, lang erwartete Prophezeiungen erfüllen.
Wenn der Wind dann die weißen Ahnen vertreibt
Und der Mond einsam dort oben bleibt,
Wenn geschlossene Blütenkelche zu kichern beginnen
Und aus toten Augen Tränen rinnen,
Wenn Bäche beschwingt aufwärts fließen
Und aus Büchern keine Gedanken mehr sprießen,
Wenn Worte nur noch in sich zusammenfallen
Und rückwärts gesprochen verständlicher sind als ein Lallen,
Ersehnen alle ganz benommen,
Dass endlich die schwarzen Ahnen kommen.
Wenn dann plötzlich ein zweiter Mond
Den ersten fragt, ob es sich lohnt,
Dem Treiben dort unten zuzusehen
Oder doch lieber schlafen zu gehen,
Haben weiße wie schwarze Ahnen genug von dem Spiel
Und ziehn sich zurück, ganz leis mit Gefühl,
Und schicken Nebel, die sacht
Ein Grau legen über die frevelnde Nacht
Und der Dämmerung eine Chance geben,
Die Welt aufzuwecken zu unbeschwertem Leben.
'Ahnen' ein politisches Gedicht zur Finanzkrise